„Meine Arbeit war geprägt von ständigem Lernen“
Das Foto zeigt den scheidenden Geschäftsführer Ullrich Wehe (Mitte), den langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Römer (rechts) sowie den im Herbst gewählten Aufsichtsratsvorsitzenden Prof.em. Ulrich Grimm (links).
Kiedrich, den 10. Dezember 2020.- „Eine höchst spannende, sinnhafte und erfüllte Zeit, geprägt von vielen tollen Menschen, geht zu Ende“, bilanziert der scheidende Geschäftsführer Ullrich Wehe, der fast 30 Jahre lang zunächst die Weiterentwicklung der Katholischen Krankenhaus-Betriebs GmbH, später dann die der SCIVIAS Caritas gGmbH prägte. Mit dem Jahresbeginn 2021 übergibt er die Geschäftsführung an seinen Nachfolger Matthias Grimm, steht dem Unternehmen aber noch bis Oktober 2021 beratend zur Seite und verabschiedet sich dann in die passive Phase der Altersteilzeit
„Seit der Gründung der SCIVIAS Caritas gGmbH im Jahre 2005 führt Ullrich Wehe die Gesellschaft mit hoher Kompetenz und Geschick erfolgreich durch die vielfältigen Unwägbarkeiten eines sich ständig verändernden Gesundheitsmarktes“, so Prof. Ulrich Grimm, seit Herbst Aufsichtsratsvorsitzender der SCIVIAS Caritas gGmbH. „Mit Weitsicht und Beharrungsvermögen hat er auch die größte Herausforderung, den durch die politischen Rahmenbedingungen unabwendbaren Verkauf des Rüdesheimer Krankenhauses, gemeistert. Dank seines unermüdlichen Einsatzes steht die SCIVIAS Caritas gGmbH heute glänzend da. Für diese Leistung gebührt ihm unser aller Dank und Anerkennung. Er kann mit Stolz und Genugtuung auf seine Lebensleistung zurückblicken. Die Mitglieder des Aufsichtsrats wünschen ihm alles erdenklich Gute, vor allem aber Gesundheit, für den verdienten Ruhestand.“
Auch Peter Römer, der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende, langjährige Vorsitzende des Stiftungsrates und Weggefährte Wehes seit 1995, bestätigt das gute Einvernehmen: „Die jahrelange Zusammenarbeit mit der Stiftung St. Valentinushaus, dem größten Gesellschafter der SCIVIAS Caritas gGmbH, war geprägt von großem Vertrauen und gegenseitigem Respekt. Ullrich Wehe hat mit Engagement, Tatkraft und Können die SCIVIAS, ihre Einrichtungen und die Stiftung vorangebracht und dabei den Stiftungsrat an seinen Überlegungen und Entscheidungen stets teilhaben lassen.“
Der 62jährige Diplom-Betriebswirt Wehe, der an der Fachhochschule Mainz den damals neuen Schwerpunkt Krankenhausmanagement wählte, kam nach Stationen bei der AOK und dem St. Markus Krankenhaus in Frankfurt im Jahr 1992 als Geschäftsführer an das Rüdesheimer Krankenhaus St. Josef (Kath. Krankenhaus-Betriebs GmbH). Dort traf er gleich auf seine erste große Herausforderung, deren Lösung er heute als einen seiner größten Erfolge bezeichnet: „Die Reorganisation der stationären Versorgung im Rheingau Mitte der 1990iger Jahre. Zunächst kündigten die Krankenkassen den Versorgungsauftrag für die Krankenhäuser in Rüdesheim und Eltville. Wir haben ein schlüssiges Konzept für die Versorgung des Rheingaus erstellt, Eltville wurde daraufhin geschlossen und das SCIVIAS Krankenhaus St. Josef in Rüdesheim wurde neu- bzw. ausgebaut und zu dem entwickelt, was es im Wesentlichen heute noch ist. Man beachte etwa die Intensivstation in Rüdesheim, die mit Einzelzimmern und Schleusen heute die räumliche Grundlage für die sehr hochwertige medizinische Versorgung auch von Covid 19-Patienten ist.“
2005 erfolgte dann mit der Gründung der SCIVIAS Caritas gGmbH die Zusammenführung von Rüdesheimer Krankenhaus und Stiftung Sankt Valentinushaus in Kiedrich – zwei katholische Träger schlossen ihre Einrichtungen zusammen und entwickelten ein zukunftsfähiges Unternehmen. Weitere Erfolge, auf die Ullrich Wehe besonders stolz ist, sind die Gründung des Gerontopsychiatrischen Zentrums in Kiedrich als Modellprojekt für Hessen in der Versorgung von Menschen mit Demenz, sowie der Neubau eines Psychiatrischen Krankenhauses in Bad Soden. 2006 wurde ein Teil des St. Valentinus-Krankenhauses aus Kiedrich dorthin verlegt. „Auch hier ging die Kündigung des Versorgungsauftrages durch die Krankenkassen voraus“, erinnert sich der Geschäftsführer. „Dies war auch besonders spannend, da in Bad Soden zuvor kein psychiatrisches Krankenhaus existierte.“
Doch es gab auch Rückschläge und schwere Entscheidungen, die getroffen werden mussten. Hierzu gehören laut Ullrich Wehe die Schließung der Geburtshilfe im Rüdesheimer Krankenhaus, sowie der Verkauf dieses Krankenhauses im Jahr 2015. „Die SCIVIAS traf die strategische Entscheidung, sich auf die Versorgung von Menschen mit psychiatrischen Krankheitsbildern bzw. auf die Versorgung von Menschen mit psychischen und/oder kognitiven Beeinträchtigungen zu konzentrieren. Vor diesem Hintergrund wurde entschieden, das somatische Akutkrankenhaus in Rüdesheim an die St. Josefs-Hospital Wiesbaden GmbH zu verkaufen. Sicher eine für alle Beteiligten gute Entscheidung, aber nach all den Kämpfen um und für dieses Krankenhaus auch eine schmerzhafte.“
Die Faszination der Arbeit als Geschäftsführer lag für ihn unter anderem an der Interdisziplinarität des Unternehmens und den damit einhergehenden Entscheidungsprozessen, dem außergewöhnlich hohen Gestaltungsspielraum, der Freiheit und Unabhängigkeit, die auch Gremien wie etwa der Aufsichtsrat zugelassen hätten, sowie der Sinnhaftigkeit der Arbeit. „Nicht zu vergessen die wunderbare Zusammenarbeit mit meinen engsten MitarbeiterInnen und einem tollen Team.“
„Meine Arbeit war geprägt von ständigem Lernen. Das Spannungsfeld von Ökonomie und Medizin, der Wettbewerb unter den Krankenhäusern und immer wieder Personalmangel, insbesondere in der Pflege, waren meine ständigen Begleiter.“
Welche Themen warten auf seinen Nachfolger, der zu Jahresbeginn 2021 seine neue Aufgabe übernimmt? „Personal, Personal, Personal! Mit gutem und ausreichendem Personal steht und fällt der Erfolg eines Unternehmens und des Geschäftsführers! Und das wird immer knapper! Heute bewerben sich künftige MitarbeiterInnen nicht bei uns, sondern wir bewerben uns bei ihnen!“, lautet die Antwort des scheidenden Geschäftsführers. Und wie steht es um das Unternehmen, das Ullrich Wehe verlässt? „Die SCIVIAS ist hervorragend aufgestellt in der ‚Nische‘ der beschriebenen ‚Spezialversorgung‘. Die medizinische Versorgung erfolgt auf hohem Niveau und der Bereich der Eingliederungshilfe entwickelt sich prächtig. Die SCIVIAS ist wirtschaftlich kerngesund, flexibel und anpassungsfähig.“
Worauf freut sich Ullrich Wehe für seinen Ruhestand? Die Antwort kommt spontan, kurz und knapp: „Endlich auch einmal Feierabend zu haben.“